Flores

 

Es ist nicht möglich, die schönste Azoreninsel zu wählen. Flores steht aber ganz oben auf der Liste, auch wenn dort die meisten Niederschläge fallen und die heftigsten Winde wehen. Flores ist den von Amerika kommenden Westwinden ausgesetzt. Hier treffen die Wellen des Atlantischen Ozeans und die des Golfstromes nach 3.500 km zum ersten Mal auf Land.

Der westlichste Punkt der EU

Im Westen der Insel, da wo die Küste und zahlreiche Wasserfälle steil und mehrere hundert Meter tief ins Meer stürzen, liegt die kleine Felseninsel Ilheu de Monchique, früher ein Navigationspunkt für Seefahrer, heute der letzte europäische Felsen vor Amerika, der westlichste Punkt der Europäischen Union. Der Horizont ist eine silberne Linie. Dass die Erde rund ist, lässt sich nicht erkennen. Es ist über 500 Jahre her, als hier die ersten Siedler hofften, dass diese Küste nicht das Ende der Welt sei, auch wenn es fast den Eindruck macht.

Die Blumeninsel

Flores trägt ihren Namen zu Recht. Sie ist die Insel der Blumen – und das während des ganzen Jahres! Die bunten Blumenlandschaften, die roten Azorinas an den Wegrändern, die dichten, Feuchtigkeit speichernden Moosteppiche, die bizarren Felsformationen, die schroffen, steil aufragenden Klippen, die unzähligen, tief abstürzenden Wasserfälle, die alten Wassermühlen, die winzigen, unbewohnten Felseninseln vor der Küste, endemische Lorbeerwälder, grüne Weiden und nah beieinander liegende Kraterseen machen die Insel zu einem Paradies für Naturliebhaber.

Rocha dos Bordôes (Stabfelsen) ist wohl die eindrucksvollste geologische Formation auf den Azoren überhaupt. Die mehr als 200 riesigen, prismatischen, senkrecht stehenden Basaltsäulen ragen 22 bis 28 m in die Höhe. Es kam zur Spaltung des Basalts, als die dickflüssige Lava sehr schnell erkaltete. Die Felsenformation steht beim Cabo de Baixo das Casas in der Gemeinde Mosteiros, ist von beeindruckender Schönheit und seit langem ein wichtiges Wahrzeichen der Insel Flores. Die alten Saumpfade, auf denen die Inselbewohner früher von Dorf zu Dorf gingen, und die Wege zu den sieben Maaren im Inselinneren oder entlang der Steilküste im Westen sind eindrucksvolle Wanderwege. 70% der Insel liegen höher als 300 m; der Morro Alto steigt bis auf 914 m Höhe auf. Da wird es schon anstrengender. Meistens aber geht es auf Flores gemächlich und ruhig zu. Das war nicht immer so. Das abgelegene Flores hatte häufig unter den Seeräubern zu leiden, die in den tiefen Höhlen der Stelküste Unterschlupf fanden und jahrhundertelang den Atlantik und die hilflosen Bewohner bedrohten.

Entlang der Küste liegen die Dörfer, meist nur ein paar kleine Häuser um einen weithin sichtbaren Kirchturm gruppiert. Das Inselinnere ist nicht besiedelt. Der größte Teil der Inselbewohner lebt in den beiden Hauptorten Santa Cruz und Lajes. Dort findet man sogar kleine Villen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, als auf Flores der azorische Walfang seinen Anfang nahm. Heute ist Viehzucht eine der wichtigsten Einnahmequellen. In den letzten Jahren hat auch der Tourismus etwas an Bedeutung gewonnen. Es wurde deshalb nahe einer ehemaligen Walfangstation das erste 4 Sternehotel gebaut, mit grandiosem Blick auf die kleine Nachbarinsel Corvo im Norden.

Rocha dos Bordoes

Wer auf seiner Wanderung entlang der spektakulären Westküste einen kleinen oder großen Hunger verspürt, der kann einkehren in zwei liebenswerten, authentischen Restaurants. Pôr-do-sol liegt an der Küste bei Fajãzinha. Hier wird im Blumengarten oder in dem alten Natursteinhaus deftige Inselküche serviert mit den frischesten Produkten, die Meer und Insel bieten. Casa da Vigia liegt bei Fajã Grande. Hier gibt es in einem kleinen, mit historischem Kunsthandwerk dekorierten Gastraum azorische Gerichte, verfeinert mit köstlichen Gewürzen, Wiesen- und Gartenkräutern und frischen Gemüsen.

 

UNESCO Biosphärenreservat 2009

Wegen ihres botanischen und geologischen, ihres landschaftlichen und kulturellen Reichtums wurde Flores im Frühjahr 2009 als UNESCO Biosphärenreservat anerkannt. (Corvo und Graciosa haben diese Anerkennung bereits früher erhalten.)

 

  • Fläche: 143 km² – 1,5 km breit, 16,5 km lang
  • Hauptstadt: Santa Cruz
  • Bevölkerung: 4.000
  • Zu erreichen:
    – Flugzeug (São Miguel, Corvo, Terceira, Faial)
    – Fähre (Corvo)